Geruch der Diktatur

Wie riecht Diktatur? Was hinterlässt sie in uns? Wie repräsentiert sie sich auf dem Stadtplan, wie ist sie eingeschrieben in die Straßen, Bibliotheken, Alltagsgegenstände, Archive und Körper? Bei einem gemeinsamen Besuch der syrischen Autorin Dima Albitar Kalaji und der in Ostdeutschland aufgewachsenen Autorin Annett Gröschner im Stasimuseum Berlin im Jahr 2018 wurde beiden bewusst, wie resonant ihre Erinnerungen an die Erfahrungen in der Diktatur sind ­– trotz ihres Altersunterschieds, trotz der geografischen und politischen Unterschiede der Systeme. Das 2021 durchgeführte Projekt Geruch der Diktatur ist das Vorgängerprojekt, auf dem Lebendiges Archiv – Vom Umgang mit Diktatur nun aufbaut.

Dima Albitar Kalaji und Annett Gröschner untersuchten in diesem Projekt die Verflechtungen der syrischen und der DDR-Diktatur künstlerisch mit Mitteln der Recherche. Dafür führten sie Gespräche mit syrischen und deutschen Zeitzeug*innen, die in beiden Systemen gelebt haben.

Die Einschreibung der Diktaturen in den Alltag und in die Körper stand dabei im Vordergrund der Untersuchung. Denn die Körper sind nach 1989 nicht in den Archiven verschwunden, sie gehen in wissenschaftlicher Forschung nicht auf. Sie reagieren bis heute – und überraschenderweise trotz der Unterschiede des syrischen und ostdeutschen Systems häufig sehr ähnlich. Diese Ähnlichkeiten hat das Projekt erforscht. Ihre haptischen, olfaktorischen, psychischen, emotionalen Grundlagen gleichwie ihre Rückbindung an konkrete Verflechtungen der politischen Systeme; den Austausch der Geheimdienste, aber auch von Studierenden, Expert*innen, Diplomat*innen oder Liebenden zwischen Syrien und der DDR.

Die Ergebnisse der Recherchen dokumentierte das Projekt 2021 in Interviews, Foto- und Video-Ausschnitten, verdichteten Geschichten, Essays und einem Podcast. Die „Karte der Sinne“ auf der Startseite der Website, markiert die geografischen und sinnlichen Orte der Diktaturerfahrungen, an denen sich Verbindungen ergeben.

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„Geruch der Diktatur. Parallelen und Verflechtungen von Diktaturerfahrung in der DDR und in Syrien“ war ein Projekt von WIR MACHEN DAS. Gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.